Informationen für Eltern/Versorger (Ponseti-Behandlung)

Liebe Eltern, liebe Versorger,
es werden beste Ergebnisse bei der Behandlung von kindlichen Klumpfüßen erzielt. Für das Kind beginnt nun die letzte Behandlungsphase: das Tragen einer Orthese. Der Einsatz dieser Orthese ist für den dauerhaften Behandlungserfolg unbedingt notwendig. Hilfestellung zum Umgang mit der Orthese erhalten Sie in dieser Broschüre.
Warum wird eine Orthese benötigt?
Bei der Klumpfußkorrekturorthese handelt es sich um eine Kombination aus Orthesen-Schuhen (Mendivil-Schuhe), die auf eine Spreizschiene (P.E.A.care-Schiene) montiert wurden. Die Orthese sorgt dafür, dass die Füße in einer bestimmten Position (in Abduktions- und Rotationsstellung) fixiert werden. Die Orthese wird direkt nach Abschluss der Korrektur durch Seriengipse (ggf. Tenotomie) eingesetzt.
Auch nach erfolgter Korrektur durch Seriengipse, manueller Redressierung etc. kann sich der korrigierte Fuß innerhalb eines Zeitraumes von vier Jahren wieder in eine Klumpfußstellung zurückbilden (sog. Rezidiv). Während dieses Zeitraums ist die Fußabduktionsorthese die erfolgreichste Methode, um Rückfälle zu vermeiden.
Wie lange sollte das Kind die Orthese tragen?
Ab Erhalt wird die Orthese die ersten 3 Monate 23 Stunden pro Tag getragen. Danach wird die tägliche Tragezeit auf 14 Stunden reduziert, was in der Praxis den Schlaf- und Ruhezeiten des Kindes entspricht. Die tägliche Tragezeit reduziert sich während des Behandlungsverlaufs sukzessive, bis ein Rückfall mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Über die tägliche Tragezeit und die Behandlungsdauer entscheidet ausschließlich der behandelnde Arzt.
Wie wird die Orthese angelegt?
Wenn Sie die Orthese erhalten, ist die korrekte Position der Schuhe auf der Orthese bereits voreingestellt worden. Um den Behandlungserfolg sicherzustellen, darf die Einstellung der Orthese ausschließlich durch geschultes Fachpersonal (Arzt, Orthopädietechniker etc.) vorgenommen werden.
Es ist wichtig, dass Sie beim Anlegen der Orthese die nachstehenden Anweisungen befolgen:
  1. Öffnen Sie die Schnalle, den Gurt und die Schnürung des Schuhs.
  2. Setzen Sie den Fuß in den Schuh. Achten Sie darauf, dass die Ferse hinten unten im
Schuh anliegt. Prüfen Sie die Lage der Ferse durch die hintere Öffnung am Schuh.
  1. Ziehen Sie den Gurt über den Fußrücken und schließen Sie diesen. Achten Sie bitte
wieder auf die richtige Lage der Ferse.
  1. Ziehen Sie am oberen und unteren Rand der Strümpfe, um Falten zu vermeiden.
  2. Binden Sie die Schnürung und wiederholen Sie die Schritte 1 bis 4 am anderen Schuh.
  3. Um die Schiene an den Schuhen zu befestigen (nur bei Artikel 2810 und 2820), schieben Sie den Schuh mit der Fußplatte seitlich auf die Schiene. Drücken und klicken Sie die Fußplatte auf den Adapter. Zum Lösen drücken Sie die roten Entriegelungsschieber zusammen und schieben Sie den Schuh mit der Fußplatte seitlich von der Schiene weg.
Vielleicht erscheint Ihnen bei den ersten Malen das Anziehen der Schuhe ein wenig umständlich. Sie werden die notwendigen Handgriffe aber schnell erlernen. Auch werden Sie bald feststellen, welche Stellung beim Anlegen der Orthese für das Kind am bequemsten ist. Nach einiger Zeit wird das Anlegen der Schuhe und Schiene für Sie zur Routine und weniger Zeit in Anspruch nehmen.
Was ist sonst noch wichtig?
Machen Sie sich mit der Orthese vertraut. Am Anfang der Behandlung fühlt sich die Orthese sicher noch fremd für das Kind an. Die ersten Tage könnte das Kind auch etwas irritiert sein. Es könnte möglicherweise etwas mehr weinen und etwas schlechter Schlafen. Dies ist im Allgemeinen kein Grund zur Sorge. Innerhalb weniger Tage wird sich das Kind an die Orthese gewöhnt haben. Es ist daher sehr wichtig, dass Sie die Behandlung mit der Orthese fortsetzen. In Ausnahmefällen (z.B. bei erhöhter Hautrötung) wird die Behandlung unterbrochen. Bevor Sie die Behandlung jedoch unterbrechen oder stoppen, kontaktieren Sie bitte den Arzt und Orthopädietechniker. Nur wenn die Orthese regelmäßig getragen wird, kann das Kind sich daran gewöhnen und sie als Selbstverständlichkeit empfinden. Bitte lesen Sie hierzu die Hinweise unter "Welche Probleme können auftreten?".
Entwicklung des Kindes
Das Kind wird durch das Tragen der Orthese in der Entwicklung nicht beeinträchtigt. Die meisten Kinder gewöhnen sich schnell an die Orthese.
Anpassung der Orthese
Üblicherweise ist die Orthese anfangs so eingestellt, dass der betroffene Fuß in 70 Grad nach außen gedreht steht. Bei einseitiger Versorgung steht der nichtbetroffene Fuß in 40 Grad Außenrotation. Die Position der Füße erscheint für jemanden, der nicht mit der Ponseti-Methode vertraut ist, ungewöhnlich. Es handelt sich aber um die notwendige Einstellung für die korrekte Behandlung. Auch während der Behandlung mit den Serien-Gipsen wurden die Füße in dieser Stellung positioniert.
Welche Probleme können auftreten?

Rötungen und Druckstellen: Die Haut Ihres Kindes ist sensibel und meist noch nicht geeignet, um Schuhe zu tragen. Obwohl die Mendivil-Schuhe aus weichem und geschmeidigem Leder hergestellt sind, können möglicherweise Druckstellen oder Blasen auftreten. Es ist daher sehr wichtig, dass der Fuß korrekt und sicher im Schuh positioniert wird. Wenn der Fuß im Schuh hin und her gleiten kann, könnten evtl. Druckstellen oder Blasen auftreten. Wenn rot gereizte Hautbereiche nach dem Entfernen der Schuhe zu sehen sind, prüfen Sie bitte, ob dies nach einigen Minuten wieder nachlässt. Wenn dies nicht der Fall sein sollte oder eine Verschlimmerung auftritt, wenden Sie sich bitte an den Arzt und Orthopädietechniker. Der Arzt wird die weitere Therapie bestimmen.
Noch einige Ratschläge

Schuhe: Sie sollten wissen, dass die Mendivil-Schuhe keine normalen Laufschuhe, sondern ausschließlich Orthesen-Schuhe sind. Wegen der starren nicht-flexiblen Sohlen, die speziell für diese Therapie so entwickelt wurden, ist das Kind nicht in der Lage, den Fuß beim Gehen richtig abzurollen. Es hat keine gute Haftung auf glatter Oberfläche. Ohne die Orthese, haben die Schuhe keinen therapeutischen Wert. Die Schuhe sollten daher nur in Kombination mit der Spreizschiene getragen werden. Die Mendivil-Schuhe sind links und rechts gleich geformt. Manchmal kann es für die Zugänglichkeit der Schuhe - abhängig von der Position des Schuhs - einfacher sein, wenn die Schnalle des Gurtes auf der Innenseite des Fußes - anstatt wie üblich auf der Außenseite - angeordnet ist.
Kleidung: Um Druckstellen zu vermeiden, sollte das Kind Strümpfe ohne Muster, Applikationen oder dicken Nähten tragen. Ebenso sollten die Strümpfe nicht zu groß sein, weil die sich dabei bildenden Falten wiederum Druckstellen verursachen könnten. Das Tragen von Strumpfhosen ist kein Problem.

Schutzmaßnahmen: Je nachdem wie lebhaft und lebendig das Kind ist, sollte es - um Verletzungen zu vermeiden - die Orthese nur unter Aufsicht tragen. Obwohl die Unterseite der Schienen völlig flach gestaltet sind (nur P.E.A.care-Schienen „Basic“ und „Basic Quick Release“), kann es passieren, dass beim Krabbeln oder Stehen mit der Orthese der Fußboden oder das Möbel beschädigt wird.
Kindersitze und Kinderwagen: Die meisten Auto-Kindersitze sind für den Einsatz der Orthese geeignet. Buggy oder Kinderwagen stellen normalerweise auch kein Problem dar. Bei der Wahl eines Kindersitzes oder Babywibbers sollten Sie berücksichtigen, dass das Kind darin sitzen kann, ohne dass dazu die Schuhe entfernt werden müssen.
Schlafenzeit: Es kann sein, dass das Kind nachts aufwacht, weil die Orthese sich ggf. um die Decke gewickelt hat. Wir empfehlen daher zum Schlafen einen Schlafsack. Das Tragen der Orthese wird für das Kind ein Teil des „Gute Nacht-Rituals“.
Tragezeit: Im Rahmen der Anwendung der Orthese ist es hilfreich, ein Versorgungstagebuch zu führen. Hier notieren Sie die genaue tägliche Orthesen-Tragezeit. Dies dient der eigenen Kontrolle. Ausgangspunkt ist eine tägliche Tragedauer von 23 Stunden täglich über die ersten 3 Monate. Der weitere Behandlungsverlauf wird vom Arzt vorgegeben.

Wir hoffen, dass Sie mit der Orthese und dem späteren Behandlungserfolg zufrieden sein werden. Bitte scheuen Sie sich während der Behandlungsdauer nicht, Fragen und Probleme mit dem Arzt oder Orthopädietechniker zu klären.